Kleiner Eissturmvogel
Heute sind wir in Vík (í Mýrdal) angekommen. Vik bedeutet eigentlich nichts weiter als Bucht, Hafen. Der Ort liegt an der Südküste von Island uns südlich des Mýrdaljökull, in Mýrdal eben.
An dieser eher von Schwemmebenen geprägten Küste (meist flache Küste mit Sandstränden) gibt es hier Steilklippen, die von den Seevögeln gerne als Brutplätze genutzt werden. Einer ist der Eis-Sturmvogel. Er gehört zu den Röhrennasen (wie die Albatrosse) und ist ein eleganter Segler über dem Wasser. Hier findet er auch seine Nahrung und auch er kommt vorwiegend für das Brutgeschäft an Land. Die kleinen Eissturmvögel (englisch Fulmar) verlassen das Nest auf den Klippen normalerweise im August. Sie können noch nicht so gut fliegen und landen, wenn sie Glück haben, auf dem Meer. Hier werden sie von den Eltern weiter gefüttert, sie sind also so etwas wie Ästlinge, ein Jungvogel der das Nest verlassen hat, aber immer noch auf die Fütterung durch die Eltern angewiesen ist.
Leider schaffen es nicht alle bis zum Meer, denn die Brutplätze sind teilweise deutlich vom Meer entfernt. Ich habe einen vor einigen Tagen in einer Schlucht gefunden, in einem jämmerlichen Zustand. Wenn sie nicht von Füchsen gefressen werden, suchen sie sich ein Fliessgewässer, das sie zum Meer bringen soll. Leider sind für sie die dunklen Streifen, die der Mensch als Verkehrswege in die Landschaft setzt, einem Fliessgewässer zum Verwechseln ähnlich. Und so kommt es vor, dass sie sich dahin bewegen und darauf setzen, in der Hoffnung, so weiter zu kommen. Das wurde ihnen so in die Wiege gelegt.
Fatal ist jetzt, dass die sich dort sicher fühlen. Denn die Räuber auf dem Land kommen meist nicht ins Wasser. Darum bewegen sie sich auch nicht weg, wenn z.B. der Mensch in seinem Auto ankommt. So sind in dieser Gegend viele dieser Vögel tot am Strassenrand oder auf der Strasse zu finden, weil die Autofahrer davon ausgehen, dass die Vögel schon rechtzeitig wegfliegen. Sie sehen auch den Möven sehr ähnlich und diese fliegen rechtzeitig weg.
Einerseits sind Verluste in der Natur einkalkuliert, das ist wohl wahr. Dies ist aber eine Verlustrate, die nicht vorgesehen war und die die Population schwächt.