Þorsmörk

Þorsmörk bedeutet auf isländisch Thors Tal. Thor ist in der nordischen Sagenwelt der Donnergott und auch der oberste der Götter, wie Zeus bzw. Jupiter im klassischen Altertum. Das tal muss wohl auf die ersten Siedler eine magische Ausstrahlung gehabt haben, als sie das Tal hinter dem Eyjafjallajokull (an den wir uns alle erinnern)so nannten.

Heute ist Þorsmörk erst einmal äusserst schwierig erreichbar. Wir haben gestern noch mit dem Mietwagen versucht, in das Tal einzudringen, mussten aber bei der ersten Furt das Vorhaben abbrechen, zu unsicher mit einem doch eher für schweizerische Verhältnisse als feldwegtauglich zu bezeichnenden Fahrzeug.

Heute haben wir uns für den Bus eines lokalen Anbieters entschieden. Der Bus ist ein extrem hochbeiniges Fahrzeug das ausserdem mit einem Safari-Schnorchel ausgerüstet ist. Die Furt die uns gestern zur Umkehr bewogen hat, nimmt dieses Fahrzeug mit links. Eine um die andere Furt sind zu queren, sie werden immer breiter und stellenweise auch tiefer. Teilweise muss der Fahrer erst anhalten und den Fluss beobachten. Hinten im Tal erscheint eine Furt von wohl 100m breite mit stellenweise reissender Strömung. Der Fahrer unseres Buses wartet noch auf einen anderen, den wir einige Minuten zuvor noch überholt hatten. Langsam fährt der Fahrer in die Fluten, Kiesbänke suchend, in denen Der Bus nicht zu tief einsinkt. Als wir am anderen Ufer ankamen, wartet der Fahrer wieder auf den zweiten Bus, man will sich helfen können, falls ein Fahrzeug stecken bleibt.

und aus dem Chaos sprach eine Stimme „lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen“
und wir lächelten alle und waren froh, und es kam schlimmer!

Diese Furt war etwa gleich breit aber noch reissender. Unser Fahrer ruft seinen Chef an, der kommt um nach dem besten Weg zu suchen. Nach etwa 20 Minuten steht ein brandeuer Hochlandbus (mit Stern) da und versucht sich in den Fluten. Es gilt mehrere stark strömende Teilarme des Kossa zu durchfahren. Dabei fährt er auf den seichteren Bereichen immer wieder flussaufwärts, um in der starken Strömung etwas mit dieser zu fahren. Nach zwei (erfolgreichen) Versuchen glauben die Fahrer, den richtigen Weg gefunden zu haben.

Für den zweiten Bus ist jedoch die Reise hier zu Ende. Der hat keinen Schnorchel und so ist diese Furt auch für so ein Gefährt nicht zu meistern. Die Passagiere werden auf den anderen Bus umgeladen und so zu den Volkano Huts gefahren. Als wir dort ankommen, erfahren wir und einige erstaunte Gäste in der Hütte, dass der Bus (des anderen Anbieters) um 16Uhr nachmittags nicht fahren wird, stattdessen fährt einer 3 Stunden früher und ab einer Haltestelle, die ca 2km Fussmarsch erfordert. Teilweise haben diese Gäste einiges an Gepäck mit sich und hier regnet es in Strömen und es weht ein stürmischer Wind, da schickt man normalerweise keinen Hund vor die Türe!

Leider bleibt das Wetter den ganzen Tag so, so dass wir von der schönen Landschaft hier kaum etwas sehen. Wir verbringen den Tag in der Hütte.

Aber zuletzt müssen wir ja auch wieder aus dem Tal herauskommen. Der Regen durch den Tag hat die Bäche und Flüsse nicht geringer werden lassen und so sind die Furten noch mächtiger und schwieriger zu fahren. Der ankommende Bus hat auf dem hierher in einer Furt ein Rad verloren und der Fahren musste diesem nachschwimmen. Mithilfe eines Kollegen in einem zweiten Fahrzeug konnte er das Fahrzeug und das Rad aus den Fluten bergen und gemeinsam bringen die Fahrer uns wieder durch diese Fluten zurück.

Wir glaubten ja, auf unserer ersten Reise durch Island schon viel gesehen zu haben, aber so etwas hätten wir in den kühnsten Träumen nicht auf einer Strasse erwartet.

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