Wir stehen am Bahnsteig in Boden mit unserem Gepäck. Glücklicherweise fährt der nächste Zug auf dem Gleis an der anderen Seite. Hier ist das Gleis 3 so platziert, dass der Zug von beiden Seiten bestiegen werden kann. Wir haben Sitzplätze in Wagen 52 reserviert, aber der Zug ist nicht so lang wie man meinen könnte. Es gibt die Wagen 50, 51 und 52.
Viele Passagiere des Nachtzuges steigen hier aus und Jugendliche mit Pfadfindermontur werden von Müttern und Geschwistern in Empfang genommen. Viele wollen aber auch in den Zug nach Nordwesten, die meisten mit riesigen Rücksäcken und schwerem Schuhwerk. Isomatte und Zelt, Regenschutz, Stöcke, alles Zeichen, dass sie grosses vorhaben. Es sind Deutsche, Österreicher, Franzosen, Engländer und Schweden; Junge Erwachsene und Familien mit Teenagern. Jeder Sitzplatz ist besetzt bei der Abfahrt in Boden.
Entgegen der Information gibt es doch ein Bistro im mittleren Wagen des Zugs. Die Fahrt führt nach Nattavaara, Gällivare und Kiruna. Die beiden letztgenannten Bahnhöfe haben wir vor 4 Jahren besucht und hatten nicht gedacht, dass wir sie tatsächlich auch mal von der Eisenbahn her sehen werden. In Gällivare steigen schon viele der Rucksackträger aus. Sie fahren z.T. mit dem Bus weiter nach Ritsem im Stora Sjöfallets Nationalpark.
Kiruna ist die grosse Bergbaustadt. Schon bald sind die Abraumhalden sichtbar. Vor 4 Jahren war man ja dabei, die Stadt einige Kilometer zu verlegen, weil der Bergbau den Untergrund gefährdete. Wie weit man heute dabei ist? Wir verweilen ja nicht sondern fahren mit dem Zug weiter, nachdem die Lokomotive am anderen Ende angekoppelt worden ist, denn jetzt fährt der Zug anders herum. Sind wir bislang in Fahrtrichtung gesessen, sitzen wir jetzt eben mit dem Rücken dazu. Dabei fällt mir die philosophische Betrachtung von Mani Matter dazu ein:
ir Isebahn sitze die einte eso
dass sie alles wo chunnt scho zum voruus gseh cho
u der Rügge zucheere der Richtig vo wo
der Zug chunnt.
Die angere sitze im Bank visavi
dass si lang no chöi gseh wo der Zug scho isch gsi
u der Rügge zuecheere der Richtig wohi
der Zug fahrt.
Jitz stellet nech vor jede bhoupti eifach
so wien är gseng sigs richtig u scho hei si Krach
si gäben enander mit Schirmen uf ds Dach
der Zug fahrt.
Und ou wenn der Konduktör jitze noch chunnt
so geit er däm Sachverhalt nid uf e Grund
àr seit numme weli Ortschaft jitz chunnt
s’isch Rorschach.
Ab Kiruna ist es ja auch die Eisenbahnlinie, auf der das Eisenerz aus Kiruna zum Verschiffen gefahren wird. Es folgen Halte in Absiko, Björkliden, Laktatjakka und anderen bis zur Riksgränsen. Von Boden dauert die Fahrt mehr als 6 Stunden, ab Kiruna 2 Stunden. Von der Grenze jedoch geht es nur noch eine knappe Stunde und wir sind wieder auf Meereshöhe in Narvik angelangt.