Der Gottlobstein am Carmännapass

Wir geniessen zu unserem Hochzeitstag einige Tage im Schanfigg, genauer in Maran oberhalb Arosa.

Heute beginnt der Tag sehr sonnig und wir starten bald nach dem Frühstück direkt vom Hotel aus. Die ausgesuchte Route startet sanft ansteigend bis nach Scheidegg. Danach geht es ohne Höhengewinn weiter und langsam absteigend zur Ochsenalp. jetzt geht es erst mal weiterhin abwärts Richtung Tschiertschen, einer Walsersiedlung rechts der Plessur im Schanfigg. Wir müssen aber nicht ganz ins Dorf steigen, dem Urdenbach folgen wir danach aufwärts ins Urdental bis zum Schafstein. Vor hier führt ein Weg steil hinaus auf den Carmänna-Pass, der in der Zeit der Valser in Arosa ein wichtiger Übergang war. Zwar ist der Anstieg beschwerlich, aber der Weg war kürzer von Chur nach (Inner-)Arosa als durch das Schanfigg oder über die Ochsenalp.

Der Gottlobstein mit dem Kästchen, in dem Sagen und Geschichten dazu hinterlegt sind.

Kurz bevor man die Passhöhe erreicht steht ein auffälliger spitzer Stein am Weg, der Gottlobstein. Hier haben die Aroser auf dem Weg nach Hause oft pausiert und gesagt, „Gottlob, den beschwerlichsten Teil der Reise haben wir hinter uns“. Daher hat er wohl seinen Namen erhalten. Allerdings sollte man den Tag nie vor dem Abend loben und der Stein steht eben kurz vor dem Übergang.

So soll ein Aroser seine Last, ein schwerer Schleifstein, den er in der Alpenstadt erworben habe, hier abgesetzt haben. Als er sich aber den Rücken streckte und den Schweiss von der Stirn wischte, geriet der Stein in Bewegung und rollte den Abhang hinunter, bis er in Stücke brach.

Ein Mann, der in der Stadt Vorräte besorgte war wohl beim Gottlobstein ermüdet und sank entkräftet nieder. Mit dem Kopf lehnte er sich an den Stein und schlief ein. Seine Frau, besorgt, weil er lange nicht nach Hause kam, ist ihm entgegen gestiegen und wollte ihm mit der Last helfen. Das Wetter verdüsterte sich und ein scharfer Wind blies ihr entgegen, bald begann es auch zu schneien. Auch sie war am Pass oben erschöpft und sank ermattet nieder. Beide seien sie eingeschlafen und in der Nacht erfroren. Die Hennen aber, die der Mann im Tal gekauft und in einem Korb herauf getragen hatte, hatten die Nacht überlebt und sogar noch Eier gelegt. Der Korb und ihr Gefieder hatten sie genügend warm gehalten. So kann auch noch tragisch enden, wer die schlimmsten Klippen bereits überwunden zu haben scheint.

Es ist erst 150 Jahre her, dass dieses Bergbauerndorf mit damals wenig mehr als 50 Einwohnern ausschliesslich zu Fuss erreichbar war, nur für wenige Menschen gab es eine Postkutsche. Diese Fahrt dauerte 6 Stunden ab Chur.

Ein Gedanke zu “Der Gottlobstein am Carmännapass

  1. Liebe Erika und Urs

    Von wegen „gottlob“, wenn die beiden erfroren sind :-). Nun ja, Steine haben ein längeres Leben als wir menschlichen Gestalten. Ich fühlte mich gestern auf der First sehr „menschlich“ und habe den Tag riesig genossen. Danke für die tolle Wanderung und das „Schonprogramm“.
    Alles Liebe
    Urs

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