Lost in Paradise

Mit Mama Heidekraut sind wir wieder einmal unterwegs. Wieder einmal sind wir in Zermatt gelandet.

Bei einem Spaziergang durch das Dorf an unserem Ankunftstag fällt mir ein Junge auf, der weinend auf dem Kirchplatz geht. Ein erster Gedanke, ein Kind, das von einer Wanderung erschöpft ist und seine Belohnung (ein Eis?) noch nicht erhalten hat, eine Erfahrung die ich aus eigener Anschauung kenne. Ich kann aber nicht erkennen, wer dazu gehört. Wir sind in gleicher Richtung unterwegs und als der Junge vor einer Hausecke stehen bleibt muss ich feststellen, dass niemand in unmittelbarer Nähe ernsthaft Notiz nimmt von seinem Leid. Ich gehe zu ihm hin und frage, ob ich ihm helfen könne.

Er habe seine Mutter verloren, erklärt er. Langsam erfahre ich die Einzelheiten. Er heisst Balthasar und wohnt im Kanton Schwyz. Die Familie ist hier zum Skifahren und er war mit seiner Schwester und dem Bruder unterwegs und beim Brunnen waren diese plötzlich weg. Gezieltes Nachfragen ist notwendig, um hilfreiche Angaben zu erhalten. Er kann mir Nachnamen (der Mutter und des Vaters) sowie seinen Wohnort nennen. Wo sie hier in Zermatt wohnen weiss er nicht, aus seinen Schilderungen nehme ich an, dass sie bei einer befreundeten Familie im Ort wohnen. Recherchen auf dem Smartphone führen zur Telefonnummer der Familie zuhause, wo ich eine Nachricht auf dem Beantworter hinterlassen kann. Danach überlege ich: käme ich in einer vergleichbaren Situation auf die Idee, die Sprachmailbox zuhause abzufragen in der Hoffnung, eine Nachricht zum Verbleib meines Kindes zu finden? Wohl kaum. Wir wollen den Jungen, von dem wir mittlerweile wissen, dass er 4 Jahre alt ist, auch nicht allein lassen und gehen zum Brunnen zurück, wo er seine Geschwister zuletzt gesehen hat. Dabei erfahre ich von seinen Grosseltern, 2 Vornamen und nach gezielter Nachfrage auch, dass es die Eltern seines Vaters sind (und so den Nachnamen). Er weiss auch wo sie wohnen, auch wenn er lediglich von Baden spricht, sie aber in einem Ort in der Nähe wohnen. Auch jetzt können wir Telefonnummern recherchieren. Zuerst versuche ich es mit der falschen Schreibweise des Vornamens  und erreiche einen Herrn Meier, der aber keinen Enkel namens Balthasar hat. Der zweite Versuch ist erfolgreich, sein Grossvater bestätigt die Auskünfte des Jungen. Er sucht für uns die Mobilfunk-Nummer seiner Schwiegertochter oder des Sohnes, so kommen wir weiter!

Er kommt aber nicht dazu, uns die Nummer mitzuteilen. Balthasar erkennt unter den Personen auf dem Platz seine Geschwister. Sie sind in Begleitung eines Mannes, der aber nicht sein Vater ist. Offensichtlich haben sie das Kind gesucht und sich wahrscheinlich aufgeteilt. Jetzt ist die Welt für den Kleinen wieder in Ordnung. Nachdem wir uns vergewissert haben, dass es seine Richtigkeit hat, können wir unseren Weg beruhigt weitergehen.

Sicher wäre Balthasar auch wieder aufgefunden worden auch ohne unsere Hilfe. Ich bin aber sicher, dass für ihn die Zeit so angenehmer war, als wenn er weiterhin in Ungewissheit geblieben wäre. Wir wünschen ihm und der Familie alles Gute für die Zukunft. Das ganze ist auch ein Beispiel, wie nützlich doch die kleinen Helfer sein können, auch wenn wir unsere Smartphones manchmal auch verwünschen und wie hilfreich war es auch, dass die Kontaktangaben zu den Personen im Umfeld des Jungen in öffentlichen Verzeichnis zu finden waren.

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