Für Leser ausserhalb der Schweiz sei hier kurz erläutert: Der Jura ist das kleine Gebirge im Nordwesten der Schweiz und Frankreich. Seine Ausläufer reichen bis nach Schaffhausen am Rhein, gilt doch der Randen dort als sein östliches Ende. Seine Gipfel reichen bis wenig über 1600m Höhe; eine Höhenlage, in der in den Alpen keine Gletscher mehr zu finden sind.
Umso erstaunlicher ist, dass hier „ewiges Eis“ selbst auf Höhen von wenig mehr als 1000m zu finden ist und dieses auch die heissen Sommer der letzten Jahre recht gut überstanden hat. Es ist wohl Tatsache, dass das Klima im Jura auf der selben Höhe rauher ist als in den Alpen. Im Jura sind auf den Höhenzügen auch auf 1200m Höhe Alpwirtschaftsbetriebe, die nur im Sommer bewohnt sind, während in den Alpen auch auf fast 2000m Höhe ganzjährig bewohnte Landwirtschaftsbetriebe zu finden sind. Aber Gletschereis auf den Gipfeln findet sich im Jura nicht.
Das Gletscherchen (Glaciére) das wir besucht haben, liegt versteckt in einer Karsthöhle und lebt von ganz besonderen Verhältnissen. Im Winter wird es hier beissend kalt, wurden in La Brevine in unmittelbarer Nähe schon Temperaturen bis -47°C gemessen. Die kalte Luft solcher Nächte fällt dann in diese Karsthöhle, deren Öffnungen senkrecht nach oben liegen und lässt alles Wasser darin gefrieren. Auch Schnee fällt im WInter in diese Kamine und führt zu Gletscherbildung. Die kalte Luft kann durch das Gestein nicht abfliessen und weil die Sonne hier nicht hineinscheint und die warme Luft in der warmen Jahreszeit oben aufliegt, erwärmt sich die kalte Luft in der Höhle nur langsam, bleibt lange im Frostbereich und erreicht auch im Sommer kaum 10°C. So schmilzt das Eis kaum und wenn, friert das Wasser weiter unten wieder am Eis fest. Vor hundert Jahren wurde hier Eis abgebaut und exportiert, damit dort auch im Sommer Eiswürfel zu haben waren…

Um auf das Eis zu kommen, muss man in die Öffnung hinuntersteigen. Das letzte Stück hilft eine Leiter zu überwinden. Auch an Hitzetagen ist es hier unten kühl, weshalb es in diesem Sommer ein beliebtes Ausflugsziel war. Leider führt das dazu, dass sehr viel Steine und Erde auf das Eis gelangt und es kaum mehr sichtbar ist. Lediglich in der Höhle selber ist es blank. Weil dessen Oberfläche wirklich glatt ist sollte hier nur mit Steigeisen ausgerüstet weiter gegangen werden. Auch ein Helm ist zu empfehlen, weil die Decke nicht sehr hoch ist. Ausserdem braucht es Licht. Wir konnten darum nur einen kurzen Blick in die Höhle werfen und wissen, dass wir mit Ausrüstung wieder kommen werden.