Unsere jüngste Unternehmung hat uns wieder einmal in unsere Berge geführt. Wir wollten uns wieder an einer einfacheren Hochtour in unseren Alpen versuchen. Planung der Tour, Hüttenreservierungen, Vorbereitungen, Material. Wir fahren mit der Bahn ins Graubünden, nach Disentis genauer gesagt. Von hier lassen wir uns nach Pardatsch fahren um den Zustieg zur Medelser Hütte zu starten. Das Wetter ist einigermassen angenehm, nicht zu heiss. Nach dem trotzdem schweisstreibenden Aufstieg geniessen wir die frischen Kuchen, ein feines Bündner Bier und die Aussicht in der Hütte. Nach dem Nachtessen können wir Steingeissen mit Jungtieren beobachten, die ihren Schlafplatz ganz in der Nähe beziehen. Auch diese Mütter haben es nicht einfach, ihre Kinder zu Bett zu bringen.
Wir sind die einzigen Gäste, die den Piz Medel im Visier haben und stehen darum auch früher auf. Das beschert den Vorteil, dass der Tag etwas ruhiger angeht. Im anbrechenden Tag steigen wir über die geschliffenen Felsen zum Gletscher auf. Die Aufgebe ist mit dem Rückgang der Gletscher nicht einfacher geworden und die beste Stelle, den Gletscher zu betreten ist nicht einfach zu finden. Anseilen müssen wir uns auf einem Platz mit der gefühlten Grösse einer Briefmarke. Der Gletscher ist hier recht steil, flacht aber zunehmend ab, die Gefahr eines Spaltensurzes überwiegt dann diejenige des Rutschens. Nach der Überwindung des Schrundes gelangen wir auf den Grat ostwärts des Gipfels und steigen über diesen hoch. Mit uns angekommen ist ein junger Mann mit seinem Hund, der morgens früh ab Puzzatsch über die Greina und den Ostgrat aufgestiegen ist. Er hat uns dann auch auf dem Gipfel fotografiert. Wir geniessen den Ausblick, der aber im Süden schon durch heranziehende Wolken getrübt wird.
Der Nebel, der auf der Südseite an den Grat drückt, erschwert uns die Aufgabe des Abstiegs über den selben beträchtlich. Der Weg ist nicht einfach zu finden, Markierungen sind spärlich und oft verwittert und manchmal erweist sich das, was wir aus der Ferne als Markierung wahrgenommen haben, als eine Laune der Natur. Gerade der Übergang vom Ostgrat im eigentlichen Sinn zu seiner Fortsetzung, die in Punkt 2935 etwas südlich gipfelt, ist kritisch und nicht einfach zu finden. So nimmt das Unterfangen mehr Zeit in Anspruch, als uns lieb ist und wir erreichen die Fuorcla sura da Lavaz etwas spät. Von hier ist der Weg zur Capanna Motteraschio noch weit und wir erreichen diese erst nach Einbruch der Dunkelheit. In der näher gelegenen Capanna Scaletta gab es aber keinen Platz mehr. Zum Ende beginnt es auch zu regnen.

Fazit: wir werden unsere Planung mit der Realität vergleichen und Schlüsse für weitere Vorhaben schliessen müssen. Am Durchhaltewillen fehlt es auf jeden Fall nicht. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei den Gastgebern der Capanna Motterascio, die uns zum Schluss im Regen ein Stück entgegen gekommen sind. Trotz vorgerückter Stunde haben wir eine heisse Suppe zur Begrüssung erhalten.